1000 Jahre Street Food

Die „Haute Cuisine“ in Palermo

In Palermo hat Street Food eine tausendjährige Geschichte. Den Ursprung findet man in koscheren Schlachtereien des Mittelalters.

Um es gleich vorweg zu nehmen – diese Street Food Spezialität ist für viele Nicht-Palermitaner tatsächlich „etwas speziell“. Dabei ist es keineswegs eine neue Erfindung. Street Food war schon im palermitanischen Mittelalter beliebt. Damals war es für Christen, Juden und Moslems wichtig, gemeinsam Bürger Palermos zu sein – unabhängig von der Religion.

Im jüdischen Viertel um die Piazza Mischita herum gab es koschere Schlachtereien. Religiöse Regeln verbaten ihnen allerdings Geld für eine Schlachtung zu nehmen.

Nun sind Menschen aber immer schon gut darin gewesen, religiöse Essens-Regeln zu „interpretieren“. In diesem Fall überliess man den Metzgern statt Geld einfach die Innereien. So entwickelten sich in Palermo eine regelrechte „Haute Cuisine“ des Street Foods mit Leber, Milz und Magen.

Dann aber fiel Sizilien in die Hand der Spanier und ihrer Inquisition. Sie trieb im berüchtigten Palazzo Steri ihr Unwesen. Heute zeigt ein Museum im Palazzo Steri eindringlich, dass religiöser Irrsinn keineswegs eine „Erfindung“ des Islams ist. Mit der Inquisition verschwanden das jüdische Leben Palermos, nicht aber die alten Street Food Rezepte.

Eines von ihnen hat es heute zum Star der Street Food Szene Palermos gebracht: „pane c’a méusa“. Es basiert auf Milz-Stückchen, gemischt mit Luftröhre und Lunge (wir haben Sie gewarnt). Sie werden in grossen offenen Töpfen angebraten und mit einem Sesambrötchen serviert. Dazu gibt es verschiedene Zutaten. Einige Geniesser träufeln Zitrone in das Brötchen, andere streuen Käse hinein.

Das jüdische Leben hat mittlerweile in Palermo wieder Fuss gefasst. Sichtbare Zeichen dafür sind die dreisprachigen Strassennamen (arabisch, hebräisch, italienisch) im ehemaligen jüdischen Viertel. Nicht so augenfällig aber noch klarer ist eine Aktion der Katholischen Kirche. Sie hat der jüdischen Gemeinde 2017 das ehemalige „Oratorio di Santa Maria del Sabato“ als Synagoge überlassen. Palermitaner legen heute also wieder ausdrücklich Wert auf die mittelalterliche(!) Tradition der Toleranz.

Geschichten erleben

Wie wir gesehen haben, war der Ausgangspunkt für 1000 Jahre Street das jüdische Viertel in Palermo. Seit 2017 gibt es dort wieder eine Synagoge. Wir sehen Sie während unseres Spaziergangs durch das Altstadt-Viertel „Loggia“ (Karte ⇒). Dieser Spaziergang führt uns auch über den historischen Markt „Vucciria“. Er ist eine Hochburg des Street Foods – insbesondere des „pane c’a méusa“. Das Bild oben zeigt die Street Food-Ikone Rocky Basile bei seiner Arbeit in der „Vucciria“.

Sie möchten mehr über die palermitanischen Märkte und ihre Street Food Spezialitäten wissen? Kein Problem: Hier finden Sie eine Broschüre (italienisch und englisch) zum kostenlosen Download.

Einen Eindruck über die Umgebung des Standes von Rocky Basile bietet Ihnen dieses interaktive Panorama.

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